Keine Empfehlung für beide Bürgermeisterkandidaten
Die Unabhängigen Bürger UB hatten bei der letzten Bürgermeisterwahl gemeinsam mit den Grünen und der FDP den Kandidaten Christian Loew unterstützt, der in der Stichwahl gegen Roland Seel mit über 38 % der Stimmen ein beachtliches Ergebnis erzielte.
Da wir bei dieser Wahl keinen eigenen Kandidaten aufgestellten, haben die Unabhängigen Bürger UB die beiden Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in Grävenwiesbach zu einem Gespräch mit Mitgliedern der UB und interessierten Bürgerinnen und Bürgern ins Bürgerhaus eingeladen, um zu klären, ob wir eine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten geben können.
Beide sind der Einladung gefolgt, und so konnten wir am 6.9.2017 mit dem als unabhängigen Kandidaten angetretenen Jan Letanoczki und am 11.9.2017 mit Bürgermeister Roland Seel (CDU) zwei interessante und aufschlussreiche Diskussionsabende gestalten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Unabhängigen Bürger UB geben keine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten ab. Aber wir empfehlen unbedingt wählen zu gehen, da der Bürgermeister in der kommunalen Politik eine herausgehobene und einflussreiche Position inne hat. Allerdings braucht er, um seine Ziele durchzusetzen, Mehrheiten im Gemeindevorstand und natürlich besonders in der Gemeindevertretung. Da beide Kandidaten – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – der bestehenden Koalition von CDU und FWG verpflichtet sind, kann sich auch die zukünftige Politik in Grävenwiesbach nicht grundsätzlich ändern. Egal wer die Mehrheit der Stimmen bekommt.
Interessant war für die Unabhängigen Bürger UB, dass beide Kandidaten sich vehement dafür ausgesprochen haben, dass angesichts der Haushaltslage alle neuen Projekte sehr sorgfältig geprüft, zeitlich versetzt und sparsam durchgeführt werden müssen. Auch bei den UB ist dies eines der wichtigsten Ziele der Politik in Grävenwiesbach. Wir werden den dann gewählten Bürgermeister stets daran erinnern.
So wird auch von beiden Kandidaten eine finanzierbare Lösung für das Bürgerhaus Grävenwiesbach gefordert und von beiden auch auf die doch sehr verbesserte Nutzung der Lehmkauthalle verwiesen, was von den Unabhängigen Bürgern UB ja auch schon lange gefordert wird.
Beide Kandidaten machten sich für die interkommunale Zusammenarbeit stark, weil dort Möglichkeiten der Einsparung bestehen, wobei Jan Letanoczki, wie übrigens bei fast allen Punkten zuversichtlich und entschlossen auftrat und Bürgermeister Seel sehr viel zurückhaltender diesen Punkt behandelte, da er ja gerade die Erfahrung des Stillstandes der Verhandlungen mit Schmitten und Weilrod hinter sich hat.
Transparenz und Bürgerbeteiligung ist besonders für Jan Letanoczki wichtig. Aber, dass ein Bürgermeister für die Nöte in der Gemeinde ein offenes Ohr haben sollte und auch persönlich zu erreichen ist, was auch Bürgermeister Seel betonte, ist wohl selbstverständlich. Mehr Bürgerbeteiligung und Mitwirkung an den wichtigen Problemen unserer Gemeinde erfordert aber ein Umdenken und die Schaffung neuer Möglichkeiten für die Bürgerinnen und Bürger, was mit Sicherheit nicht einfach sein wird und ein Umdenken bei den Mehrheitsfraktionen von CDU und FWG in der Gemeindevertretung erfordert. Zumal dafür auch das Interesse erst geweckt und unterstützt werden muss. Die digitale Verbesserung des Zuganges zu den Unterlagen der Gemeindevertretung ist gut, aber bestenfalls erst ein Anfang.
Wir begrüßen es, dass die Kandidatur von Herrn Letanoczki es ermöglicht, dass wir die Wahl zwischen zwei Bewerbern für das Amt des Bürgermeisters haben. Da aber beide der Koalition von FWG und CDU angehören, wird sich bei der Wahl von Roland Seel wenig ändern und ob Jan Letanoczki den notwendigen frischen Wind in die Gemeindepolitik bringen kann, entscheidet sich an der Frage, ob er sich gegen das Beharrungsvermögen der Mehrheitskoalition als einzelner wirklich durchsetzen kann.