Die „Vizin“ des Bürgermeisters
Gleich hinter dem Bürgermeister steht in der Grävenwiesbacher Rangordnung eine Frau. Karin Klimt aus Hundstadt wurde zur Ersten Beigeordneten ernannt.
Von Monika Schwarz-Cromm
Grävenwiesbach.
Mit Grävenwiesbach verbindet die Erste Beigeordnete Karin Klimt eine 32-jährige Freundschaft. So lange lebt sie schon dort. Sie ist 58 Jahre alt, im Westerwald geboren und leitete 24 Jahre lang als Verwaltungschefin eine Frankfurter Klinik. 2009 zog sich Karin Klimt ins Privatleben zurück. Wie gut, denn nun hat sie Zeit genug, den Job als Erste Beigeordnete auszuüben.
„Ich habe mich immer schon für Politik interessiert“, gibt sie zu. Allerdings habe sie auch immer schon eine eigene Meinung zu den politischen Geschehnissen gehabt, auch zu der Grävenwiesbacher Kommunalpolitik. Vielleicht sei das der Grund gewesen, warum sie UB-Chef Rolf Tausch zur Mitarbeit bei den Unabhängigen Bürgern animiert habe, überlegt sie.
Jedenfalls sei sie gleich von den Vorstellungen dieser neuen Partei überzeugt gewesen. „Jetzt kann ich aktiv mitarbeiten“, freut sie sich auf ihre neue Aufgabe. Nicht nur schimpfen, sondern etwas bewirken, sei ihre These. Ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben, in dem sie mit Personalsteuerung und Finanzen zu tun hatte, will sie mit einbringen. Mit Finanzen hat sie auch in ihrer Freizeit zu tun. Schließlich verwaltet Karin Klimt seit 18 Jahren die Geldgeschäfte der Tennisabteilung des FC Laubach, die ihr Ehemann Kurt Klimt als Vorsitzender leitet.
Geheiratet hat sie ihren Kurt 1973. Damals hatte es sie beide in den Vordertaunus verschlagen, zumal Karin Klimt als Personalreferentin bei einem Bad Homburger Pharmaunternehmen arbeitete. Doch bald schon hatte es ihnen Hundstadt angetan, und 1979 sind sie im Grävenwiesbacher Ortsteil hängen geblieben, wie die Erste Beigeordnete es ausdrückt. „Ich fühle mich einfach wohl hier“, freute sie sich auch damals schon nach der täglichen langen Fahrt nach Frankfurt und zurück auf jede freie Minute in ihrem gemeinsamen Haus in Hundstadt und der Ruhe auf dem Land.
Jetzt, nachdem sie wieder mehr Zeit hat, will sie gerne Verantwortung übernehmen. Dass die Aufgabe einer Ersten Beigeordneten als Vertretung des Bürgermeisters ein Riesenjob mit viel Zeitaufwand sein wird, ist Karin Klimt klar. Dass dieses Amt ausgerechnet von der Partei besetzt wird, die es zuvor gar nicht in der Gemeinde gegeben hatte, erfreut sie noch mehr.
„Die Unabhängigen Bürger haben mit bescheidenen, aber aussagefähigen Unterlagen den Wahlkampf durchgeführt“, ist sie sich sicher, darin den Grund für den großen Erfolg zu sehen. „Die Leute glauben uns“, sagt sie und weiß, dass die Versprechungen jetzt nach der Wahl gehalten werden müssen. Der Bürger sei mündiger geworden und fordere mit Recht Transparenz in der Kommunalpolitik, spricht sie aus dem eigenen Herzen, weiß aber um die große Verantwortung, die die neue Partei übernommen hat.
Viel Idealismus
Sie gehöre zu den Bürgern dieser Kommune, die diese Verantwortung übernehmen wollen. „Ich bin zwar in meinem Handeln meinem Gewissen verantwortlich, ich werde aber auch die Ziele der UB umsetzen“, sagt sie. Dafür bringe sie genügend Idealismus mit. Denn reich werden könne man mit dem Ehrenamt als Erste Beigeordnete nicht, auch wenn es eine geringe Aufwandsentschädigung dafür gebe.
Wenn ihr neues Betätigungsfeld ihr Zeit lässt, dann reist Karin Klimt sehr gerne. „Das bezeichne ich als mein Hobby“, sagt sie. Einmal in der Woche geht sie im Taunus wandern und erkundet ausgiebig die nähere Umgebung. Tennis spielt sie natürlich auch, sogar in der Mannschaft. Teamgeist braucht sie auch in der Politik.
Und weil es ihr in ihrem bisherigen Leben immer gut gegangen ist, möchte sie ein wenig davon zurückgeben. Warum also nicht als Erste Beigeordnete?